Eines vorneweg: Auch wenn ich Verschlechterung geschrieben habe, bin ich nicht komplett dagegen. Ich finde nur das große Teile einfach nur erbärmlich schlecht umgesetzt wurden und es dadurch zu einer erheblichen Verschlechterung des Hochschulsystems gekommen ist. Das es aber auch besser geht, zeigt mir die Hochschule an der ich zur Zeit studiere. (Ich werde Namen weder von Einrichtungen noch Personen nennen... ich möchte ja diese nicht direkt angreifen sondern Mängel am System aufzeigen).
Um auf die Überschrift zurückzukommen schildere ich erst einmal in welcher Situation ich mich letztes Wochenende (Wochenende vor Weihnachten 09) bei diesen "sehr klimaerwärmenden" Temperaturen (bis zu -15°C) befand:
Ich saß in einer Wohnung mit einem total ausgekühlten Bad (aufgrund fehlender Heizmöglichkeit im Bad) und eingefrorener Wasserleitung für die Dusche. Außerdem konnte ich nur mit maximalen Heizaufwand (Heizung komplett aufgedreht) Temperaturen in meinem Zimmer erreichen die als angenehm gelten. Dazu kommen dann noch nicht besonders hochwertige Fenster (in den am wenigstens genutzten Räumen (Küche & Flur) gab es Doppelglasfenster, sonst nicht, alle scheinen kürzlich gewechselt worden zu sein) an denen jede Menge Feuchtigkeit kondensiert und bei den Temperaturen schließlich gefriert. Über Nacht kühlte das Zimmer natürlich auch wieder aus weshalb ich dann im Schlafsack und einer zusätzlichen Decke bei verringerter Heizleistung (die ganze Nacht auf Maximum zu Heizen wäre unnötig kostspielig) schlief. Diesen ganzen Komfort gibt es natürlich nur für eine saftige Miete. Kurz zusammengefasst: gefrorene Wasserleitung der Dusche, zufrierende Fenster, Nachts starke Auskühlung und gerade so angenehme Temperaturen tagsüber (und einige Kleinigkeiten die dann auch anfangen sich negativ auszuwirken, z.B. keine Warmwasseranbindung sondern nur ein recht alter Durchlauferhitzer)... Da rauscht die Lebensqualität aber ordentlich Richtung Keller. Sicherlich waren die Temperaturen alles andere als üblich, aber selbst ein mittelmäßig isoliertes Haus verträgt diese wesentlich besser. Ich schreibe das alles, weil ich im Endeffekt durch die Umstände meines Hochschulwechsels gezwungen war genau diese Wohnung zu mieten:
Im Sommersemester 09 habe ich mein Bachelorstudium abgeschlossen und war Anfang August mit allem fertig. Es fehlten lediglich einige Noten für die Ausstellung des Zeugnisses. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich bereits an der neuen Hochschule beworben und es fehlte lediglich eben jenes Zeugnis, weswegen ich auch noch keine Zusage erhalten hatte. Da bleibt nichts anderes übrig als die betreffenden Professoren zu kontaktieren und die Note anzufragen mit dem Hinweis auf die dringliche Situation, im Wintersemester sollte es ja weitergehen... ohne ein Jahr Pause einlegen zu müssen. Die meisten Professoren reagierten (in meinen Augen) vorbildlich und teilten mir und dem Prüfungsamt die Noten innerhalb der nächsten Tage mit. Es gab auch eine besonders extreme Ausnahme: keine Reaktion. Auf Nachfrage im Sekretariat erfuhr ich das betreffender Professor im Urlaub sei und unbekannt ist wann er wieder kommt (wie bitte?). Anfang September schrieb ich ihm eine zweite E-Mail. Daraufhin erhielt ich m.E. eine recht dreiste Antwort das ich doch bitte auf die Urlaubszeiten achten solle und ich (wenn mir der zeitliche Rahmen nicht passt) eine Zulassung unter Vorbehalt beantragen soll. Nun, ich frage mich was da anders wäre als an meiner schon erfolgten Bewerbung mit Notenausdruck. Soweit ich weiß nichts!
Im weiteren Verlauf des Septembers brach ich mir dann meine Hand und einen Tag nach dem Unfall kam schließlich die Zulassung für das neue Studium. Natürlich auf Vorbehalt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch drei Wochen Zeit mir eine Wohnung zu suchen (kein Mensch der nicht im Reichtum schwimmt sucht sich eine Wohnung in einem (weit entfernten) Ort von dem er noch nicht einmal weiß ob er die nächste Zeit dort verbringen wird oder nicht!). Dank der Umstände fiel eine Woche davon dem Krankenhaus zu. Wohnheim und WG kamen aufgrund sehr schlechter Erfahrungen nicht mehr in Frage. Also zwei Wochen Zeit kurz vor Vorlesungsbeginn in einer Studentenstadt eine geeignete Wohnung zu finden. Na Super! Erfolgschancen nahezu bei Null wie ich erfahren durfte. Tatsächlich konnte ich noch einige Wohnungsbesichtigungen vereinbaren. Bis zum Besichtigungstag und auf dem Hinweg wurden aber alle bis auf eine (!!) abgesagt. Damit war es dann klar welche Wohnung ich mieten würde. Diese machte schon zu Beginn aufgrund von "Kleinigkeiten" keinen besonders erfreulichen Eindruck... vermutlich auch der Grund dafür das diese noch zu mieten war. Das Ende vom Lied steht bereits am Anfang vom Blogeintrag. Übrigens irgendwann im Oktober hielt ich dann endlich mein Zeugnis in den Händen. Da frage ich mich doch was ein System bringt das extra die Möglichkeit des Hochschulwechsels nach dem ersten Hochschulabschluss einräumt und außerdem als Vorteil anpreist um am Ende soviel Scherereien bringt. Wie schwer muss dann vorher ein Hochschulwechsel gewesen sein wenn die aktuellen Möglichkeiten einen erleichterten Wechsel ermöglichen sollen??
Bis jetzt könnte man sagen "Selber Schuld!", weil ich WG und Wohnheim (für das es wegen der Bewerbungsfristen eh zu Spät war) abgelehnt habe. Am Anfang des Studiums erfuhr ich aber von einem Kommilitonen eine Information die mir vor Augen führte wie schlecht alles gelaufen ist. Er hatte seinen Bachelorabschluss im Wintersemester 08/09 gemacht und zum Bewerbungszeitpunkt schon das Zeugnis gehabt. Er hatte auch noch im Juli eine Zusage der Hochschule erhalten. Das lässt aus meiner Sicht zwei Behauptungen zu die meine Situation maßgeblich mit verursacht haben:
1.
Dank des Bologna-Prozess war mein Bachelorstudium so schlecht das ich mich entschieden habe woanders mein Masterstudium zu machen -> schlechte Qualität des Studiums.
2.
Aufgrund der langwierigen Ausstellung meines Zeugnisses sehr wenig Zeit eine Wohnung zu suchen -> miserable Umsetzung/Handhabung der Vorteile die der Bologna-Prozess bringen soll
So führt ein schlechtes Studium zu einem Hochschulwechsel. Dieser wird dann nicht vernünftig unterstützt (klar jede Hochschule will ihre Studentenzahlen halten... aber wer sich entschieden hat zu wechseln lässt sich nicht mehr aufhalten. Das ist genauso wie bei der Kundenbindung bei Firmen. Hat man es sich einmal versaut hat man es sich für fast immer versaut ;) ) und das wiederum führt zu einem Zeitmangel bei der Wohnungssuche. Daraus kann wie bei mir eine Wohnung resultieren die die Lebensqualität erheblich mindert. Oder auch komplett andere Dinge von denen sicher irgendjemand berichten könnte. Meine Aufgabe für die nächste Zeit: eine neue Wohnung suchen.
Aber wenigstens habe ich jetzt seit dem Wechsel ein (bisher) qualitativ hochwertiges Studium. Ohne Bologna hätte ich mein qualitativ hochwertiges Studium an meiner alten Hochschule in einem Diplomstudium gehabt.. oder wenigstens ein besseres als das Bachelorstudium. Juhu... ich opfere meine Lebensqualität für meine Studienqualität. Ist das nicht toll? Eigentlich wollte ich kein karrieregeiler Mensch werden... aber dieser Verlauf hat doch eine gewisse Ähnlichkeit dazu. Am Ende wird man doch zu Dingen getrieben die man nicht machen will.
Ich hoffe das dieser Beitrag dem einen oder anderen Außenstehenden (sowie Betroffenen der es nicht wahrhaben will) klar machen kann, worüber sich die Studenten eigentlich aufregen. Ich habe mit Absicht dieses Erlebnis gewählt, weil es meiner Meinung nach gut einige (wenig beachtete) Schwächen des Bologna-Prozess verdeutlicht. Auch ich habe Zeiten im Bachelorstudium durchgemacht in denen ich mich total ausgebrannt gefühlt habe und komplett demotiviert war, aber diese Phänomene werden ja hinreichend von anderen Personen thematisiert.
In diesem Sinne... der Bologna-Prozess wirkt sich auf mehr als nur die Bildungsqualität und den späteren Beruf aus!
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